Gudruns 2. Brief

Meine lieben Lerchen,

einige von euch waren sehr verwundert, von Ilse E-Post zu bekommen. Nun gibt´s einen neuen Brief – auch der ist von MIR! Auf meinen ersten Brief habe ich Resonanz gehabt: eines Abends standen sogar zwei Zuhörer an meinem Zaun, als ich „Der Mond ist aufgegangen“ geschmettert habe. Inzwischen singe ich das nicht mehr – es ist mir einfach zu albern, um 19 Uhr, wenn es noch richtig hell ist, den Mond anzusingen – aber ihr habt ihn doch sicher bewundert, den wundervollen, strahlenden Vollmond!? Ich freue mich ja über den klaren Himmel – aber regnen müsste es …

Ich hoffe sehr, dass ihr von Corona verschont geblieben seid; dass einige von euch Sorgen um die eigene Gesundheit oder um die Gesundheit eines lieben Menschen haben, das bekümmert mich und ich wünsche euch von Herzen Durchhaltevermögen, Hoffnung und gute ärztliche Hilfe.

Das Osterfest feiern wir dies Jahr unter sehr sonderbaren Umständen, trotzdem können wir uns freuen an allem, was schön ist und was wir uns schön machen. Und damit ihr das Singen und Lachen nicht verlernt, habe ich euch ein paar Übungen zusammengestellt.

Seufzen: na, das klappt bestimmt

Atmen: aufrecht stehen oder sitzen, ein Nasenloch zuhalten, ausatmen, einatmen; –    das andere Nasenloch zuhalten, ausatmen, einatmen; – schön im Wechsel, solange ihr wollt

Bauch an- und abspannen: Hand auf den Bauch, eine auf das Kreuzbein, dann Mund rund machen und laut die Silbe „po“ rufen – drückt dabei ein bisschen euern Bauch wie eine Gummihupe zusammen. Anschließend merkt ihr, wie euer Bauch loslässt und die Luft einströmt. Das könnt ihr jeden Tag machen! So oft ihr wollt!

Stimmbänder aufwärmen: Silbenfolge „na-no-na-no-naaa“ auf bequemer Tonhöhe singen, in Ruhe Luft einströmen lassen, einen Ton höher gehen, dasselbe usw. Das kennt ihr ja von unseren Nachmittagen. Nur in bequemer Lage! und bei den hohen Tönen Kopf auf die Brust, Füße in den Boden rammen!

Mit Sicherheit fällt euch jetzt ein, was ihr noch so machen könnt zur Erwärmung der Stimme – und dann könnt ihr alle Frühlingslieder schmettern, die ihr kennt! Ach, meine Lieben, ich freu mich schon auf unser erstes „Wiedersingen“ nach Corona und hoffe, dass keine fehlt!

Seid so lieb – weil nicht alle Singefrauen eine E-Mail-Anschrift haben – gebt den Brief weiter! Wir wollen uns doch nicht aus den Augen (und aus dem Herzen) verlieren!

Ich grüße euch herzlich und drücke euch virtuell an meinen luftgefüllten Busen!

Eure Gudrun